Bereits lange bevor wir unseren Knirps in den Armen hielten, stand fest, dass wir mit Stoff wickeln möchten. Leider hat man diesbezüglich heutzutage immer noch schnell einen Ruf als "Ökö" oder "Alternativ" im negativen Sinne weg, obwohl es viele
Gründe gibt, die gegen Einwegwindeln sprechen...angefangen bei der immensen Müllproduktion durch Einwegwindeln, den tw. nichterneuerbaren Rohstoffen dafür bis dahingehend, dass Plastikwindeln in Verdacht stehen, Allergien und Hautunverträglichkeiten hervorzurufen, und, und und...Egal welches Argument einen dann schlussendlich überzeugt (oder auch nicht), kämpft die gute alte Stoffwindel trotzdem noch immer gegen jede Menge Vorurteile an.
Nun nach 3 Monaten eigener Wickelerfahrung mit einem Stoffsystem, denke ich, ist es an der Zeit ein kleines Resümee zu ziehen, und die Stoffwindel ins rechte Licht zu rücken.
Ursprünglich wollten wir uns einem Windeldienst anschliessen...dieser holt und bringt die Windeln wöchentlich in die Haushalte. Somit erspart man sich die "Arbeit" mit waschen, trocknen und zusammenlegen. Leider wurde der Service in unserem Viertel diesen Sommer aus gesundheitlichen Gründen vorerst eingestellt. Da standen wir nun da, zwar mit innerer Überzeugung, aber ohne einen rechten Plan, was auf uns zukommen mag. Hatten wir uns doch auf die Fachkenntnis und Erfahrung des "Windelmannes" verlassen. Hilfe fanden wir bei dem kleinen Kinderfachgeschäft
LeLo gleich bei uns um die Ecke. Dort nämlich wurden wir ausführlichst beraten, haben Vergleichsrechnungen angestellt und die verschiedenen Möglichkeiten der modernen Stoffwindelsysteme kennengelernt, diskutiert und ausprobiert. Am Ende waren wir nicht nur um einiges schlauer und hoch erleichtert, wir entschieden uns auch für die Windeln von
Christine Bendel. Die zufälligerweise auch noch in der Nähe von Leipzig genäht werden. Für uns als kleine Regionalpatrioten ein zusätzliches Plus.
Die
Bendel-Windeln sind zu 100% aus Baumwolle und dank der Druckknopfleisten mitwachsend. Die Windel an sich ist recht dünn, wird aber durch eine dazugehörige Einlage ordentlich auf Saugleistung "gepimpt" :-) Vorteil dieses getrennten Systems ist, dass sie wirklich schnell trocknen. Bei uns genügt meistens eine Nacht auf der Wäscheleine. Um es noch einfacher zu gestalten, sind sie auch trocknerfähig.
Desweiteren gibt es extradicke Exemplare für den Nachteinsatz. Diese erkannt man an ihrem blauen Rand.
Zum Verschliessen dient ein Klettverschluss, der so angebracht ist, dass wir den Knirps von Anfang an in die Windeln stecken konnten.
Was die Pflege generell betrifft, ist es auch weniger Aufwand als wir erwartet hatten. Insgesamt haben wir 18 Windeln, damit kommen wir soweit hin, dass alle 2-3 Tage die Maschine angeschmissen werden muss. Nach Benutzung der Windeln, lassen wir sie unter dem Wasserhahn grob einwässern. Dies spült schonmal einiges an Babystuhl weg (nach der Stillzeit, wenn der Stuhl fester wird, dienen Zellstoffeinlagen als grober Schmutzfang, und werden ins WC geschmissen), verhindert das Antrocknen und die nassen Windeln saugen später beim Waschen nicht das ganze Wasser in der Maschine auf. Die getränkten Windeln kommen dann in einen verschliessbaren Windeleimer, der
nicht, wie häufig behauptet, das ganze Zimmer nach Babypups riechen lässt. Wie gesagt, je nach Verbrauch werden die Windeln dann alle 2-3 Tage gewaschen. Hier genügen 60°C, was für den Energieverbrauch nicht unwichtig ist. Alle halbe Jahre oder bei starken Verfärbungen kann man die Windeln aber ruhig mal bei 95°C waschen. (Positiver Nebeneffekt: Wir lassen die Waschmaschine immer abends laufen. Bei dem gleichmässigen Rauschen im Nebenzimmer, schlummert der Knirps herrlich ein.) Dann kommen die Windeln über Nacht auf den Wäscheständer und sind am nächsten Tag frisch einsetzbar. Lediglich die extradicken Nachtexemplare lege ich auf die Heizung oder in die Sonne, da reichen die paar Stunden Zimmertemperatur nicht völlig.
An Waschmittel nutzen wir entweder
Gekauftes oder
Selbsthergestelltes...je nach Laune. Beide reinigen hervorragend, auch wenn mal etwas mehr drin war. Eine ausführliche Pflegeanleintung für alle Interessierten gibt es zum Download
HIER.
Fertig ist das Windelpaket mit einer Nässechutzhose. Diese gibt es aus verschiedensten Materialien, Mustern und Farben, mitwachsend oder nicht etc. Die Produktpalette ist lang und sicher für jeden Geschmack etwas dabei.
Ein positiver Nebeneffekt am Anfang ist, dass durch die dicke Stoffschicht im Schritt das Baby gleich breitgewickelt wird. Eine zusätzliche Spreizhose wird unnötig. Darüber freut sich nicht nur der Kinderarzt, sondern auch Babys Hüfte. Auch wenn es auf den Bildern recht wuchtig aussieht, kann der Knirps mit den Windeln einwandfrei strampeln und mit den Beinchen wild umhertreten.Und trotzdem sitzen die Höschen so gut, dass nix auslaufen kann. Uns sollte doch, gibt es ja noch die bunte Nässeschutzhose als Extraauffang.
Soooo, zusammenfassend kann ich nur sagen, dass wir mit der Entscheidung, Stoffwindeln zu benutzen nach wie vor sehr zufrieden sind. Der rosige Pops des Knirps ist wohl der beste Beweis und Argument zugleich. Selbst eine anfängliche Pilzinfektion (Souvenir aus dem Krankenhaus) verschwand unter dem Einsatz der Mehrwegwindeln.
Die Stoffwindeln sind einfach in der Handhabung, pflegeleicht, günstig im laufenden Verbrauch und sanft zur Babyhaut. Schön im Weidenkorb verstaut nehmen sie unmehr mehr Platz weg als ein Einwegpaket und es sieht so im Regal auch noch besser aus.
Lediglich die Erstanschaffungskosten sind recht hoch. Kostet eine Windel doch soviel wie ein ganzes Einwegpaket. Das lies sich lösen in dem wir die Windeln mit auf die Babygeschenkewunschliste setzten. (Vielen Dank unseren lieben Freunden!) Und sollte vielleicht irgendwann noch ein zweiter Knirps unterwegs sein, hat sich der Kauf erst recht rentiert.
Einen kleinen Nachteil, für den die Windel selbst eigentlich nichts kann, gibt es aber. Leider sind die meisten Babyhosen in den gängigen Größen im Gesäßbereich auf die schmaleren Einwegwindeln zugeschnitten. Beim Kauf schauen wir nun immer, ob das Material dehnbar ist bzw. die Hosen lässig geschnitten sind. Da wir aber sowieso bequeme Babysachen aus Wolle und Co. bevorzugen, ist dieses "Contra" aber nicht stark an Gewicht. Und sowie Knirpsbert mir etwas mehr Freiraum lässt, gibt es sowieso selbstgemachte Klamotten.
Juhti, das sollte vorerst genügen. Vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen Skeptiker zum Nachdenken anregen und mit einigen (überalterten) Vorurteilen aufräumen. Sollten noch Fragen offen sein, lasst es mich wissen! Ich bin so begeistert von den Windeln, dass muss raus! :-)